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Satya – die edle Praxis der Wahrhaftigkeit

Autorenbild: Lina Duve Abundance AlchemistLina Duve Abundance Alchemist

In den Yoga Sutras von Patanjali steht geschrieben, dass Satya oder die Praxis der Wahrhaftigkeit eine derartige Kraft in unser gesprochenes Wort legt, dass alles was du sagst, wenn du dieser Praxis folgst, sich manifestiert. Die Energie deiner Gedanken, Absichten, Worte und Taten ist absolut einsgerichtet und erzeugt ein direktes Resultat.



Doch wie schwer ist es wirklich diese Sutra zu befolgen und wie wahrhaftig bist du wirklich? Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige und je genauer ich mich selbst beobachte, desto mehr „Unwahrhaftigkeit“ entdecke ich.


So lange du nicht genauer darüber nachdenkst, glaubst du, dass du wahrhaftig bist. Doch sobald du anfängst deinen Geist zu beobachten, merkst du, dass dieser dir oft Streiche spielt und dich dazu bringt Dinge zu tun, die du eigentlich gar nicht wolltest.


Stimmen deine Gedanken, Worte und Taten mit dem überein, was du wirklich bist und sein willst? Oder lässt du dich von deiner Trägheit, Abhängigkeit und Gelüsten leiten?

Mit diesen Fragen gehst du eigentlich noch weiter und fragst dich im Grunde die einzige Frage, die dir Yoga immer wieder stellt: Wer bist du und wer willst du sein?


Bist du wirklich die Person die deprimiert ist und grübelt? Bist du diese rastlose Flut an Gedanken die dich nicht ruhen lassen? Bist du die Person die lieber auf dem Sofa liegt anstatt die Abendsonne zu betrachten? Oder bist du die Person, die einen schnellen Energiekick durch weißen Zucker sucht anstatt sich einen frischen Smoothie zu machen? Und wenn du denkst du bist diese Person, willst du wirklich diese Person sein?


Was hindert dich daran die wahrhaftige Person zu sein, die du sein willst?

Fehlende Achtsamkeit ist fast immer die Antwort.


Das Schöne ist, dass du Achtsamkeit lernen kannst. Du kannst jeden Tag anfangen dich zu beobachten und wahrhaftiger zu werden. Frag dich immer wieder: Will ich das wirklich? Oder ist es ein Gelüst der Sinne, das gleich wieder vorbei ist? Oder eine Gefühlswelle die sich gleich wieder beruhigt? Du kannst es austesten indem du einfach eine Stunde abwartest und dich danach erneut fragst. Ist der Drang immernoch da und unverändert, dann scheint es ein wirkliches Bedürfnis zu sein.


Satya ist die zweite von den fünf universellen Verhaltenspraktiken des Yoga, die sich Yamas nennen. Manche sagen auch, dass es sich um Regeln handelt, aber mir gefällt das Wort Praxis besser. Das Wort Regel klingt nach etwas, das von Außen auferlegt wurde, aber das ist nicht der Sinn der Yamas. Sie sollen nicht blind befolgt werden. Sie sollen reflektiert und aus der inneren Erkenntnis heraus praktiziert werden. Erst dann entsteht Yoga, die Union von Innen und Außen.


Diese zweite Stelle von Saya ist nicht zufällig gewählt. Vor Satya steht Ahimsa oder die Praxis der Gewaltlosigkeit. Wenn Satya praktiziert wird, ohne vorher über Ahimsa reflektiert zu haben, dann kann die Praxis viele Konflikte mit sich bringen. Die ausgesprochene Wahrheit kann weh tun. Ich denke du hast dies, wie ich, schon öfters am eigenen Leibe erfahren. Daher überlegt sich der achtsame Schüler vorher: „Was bringt es mir wirklich, wenn ich diese Wahrheit ausspreche?“ . Was bringt es dir über die Schwächen der Kollegin zu sprechen? Sind deine Worte frei von jeder Aggression und wirklich als konstruktive Hilfe gedacht?


Erst befreit von Aggression und jeder Form von Gewalt kann die Wahrhaftigkeit erblühen und unsere Welt verschönern.

Beobachte die Gefühle, die in deiner Sprache mitschwingen oder sich dahinter verstecken. Meinst du dieses Kompliment wirklich? Oder erwartest du etwas im Gegenzug? Kommt dieses Lächeln aus dem Herzen? Oder versteckt sich Angst dahinter? Oder sagst du das nur, weil du gelernt hast, dass man das halt so sagt? Hast du heute wirklich keine Zeit oder ist es nur eine Ausrede?


Es ist wichtig die eigenen Lügen zu erkennen und genau hinzusehen. Nur so hast du die Chance, diese eines Tages abzulegen. Jeder Mensch trägt Licht und Dunkelheit in sich. Wir sind Yin und Yang. Es ist nicht schlimm, deine eigenen Abgründe anzuerkennen. Jeder hat mehr davon als er zeigen will.

In meiner Arbeit mit der Rebirthing-Atmung konnte ich sowohl bei mir, als auch bei allen anderen Teilnehmern sehen, dass wir mehr selbstauferlegte Lügen in uns tragen, als uns bewusst ist. Am Anfang ist diese Erkenntnis schmerzhaft und ernüchternd, aber daraus lässt sich eine starke Motivation entwickeln, um immer weiter zu üben und zu forschen aus einer großen Demut heraus.


Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass diese Praxis sehr schwierig ist und Zeit braucht. Es ist eine Lebensart. Es ist genau wie bei den Asanas (Körperhaltungen) und Pranayamas (Atemübungen) eine Aufgabe, die viel und regelmäßiger Wiederholung bedarf. Wie die Wellen des Meeres kommen und gehen wird es dir mal besser und mal weniger gelingen. Aber jede Höhe und Tiefe gibt dir Erfahrung und macht dich stärker. Stehe nur immer wieder auf und gehe weiter.


Wenn du es am wenigsten erwartest ist deine Satya auf einmal so stark, dass du beginnst, die wahren Worte deines Herzens zu manifestieren. Und das sind die Worte der Weltenseele, die im Einklang mit Allem und mit deiner persönlichen Geschichte stehen. Worte, die dich erfüllen und die dir Leichtigkeit geben. Worte die autentisch sind und Gutes tun. Die Sinn haben und die Welt bereichern.


Sollte dies nicht zutreffen, dann ist es besser zu schweigen und zu beobachten. Eine Konsequenz von Satya, die ebensoviel Stärke und Übung erfordert. Im Schweigen triffst du deine Leere und diese macht Angst bis du sie zu deiner Verbündeten erklärst. Danach wird sie zu deiner Freundin, die du immer wieder suchst und einlädst.


Das heißt nicht, dass du besser geworden bist. Dein Innerstes war schon immer vollkommen. Nur erfahrener und vielleicht etwas wahrhaftiger.

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