Was sind Yoga & Ayurveda Geschichten und wozu dienen sie?
Yoga & Ayurveda sind jahrtausende alte Wissenschaften über das Leben und wie wir alle Aspekte unseres Lebens in Einklang bringen. Jedoch sind diese Wissenschaften in ihrer frühesten Ausdrucksform recht unterschiedlich von unserer modernen Wissenschaft, denn die ersten Aufzeichnungen liegen meist in Form von Versen, Hymnen und eben Geschichten vor.
Das mag unserem recht rationalen Geist eher seltsam vorkommen und unser analytischer Verstand fühlt sich oft behindert durch diese poetische Schreibweise. Er ist es gewohnt, das Wissen klar und schmucklos in Berichten und Studien dargestellt zu bekommen. Menschliche Geschichten und Gefühle haben in der reinen Wissenschaft nichts verloren.
Trotzdem hatten die alten Weisen Indiens nicht durch Zufall diese Form der Aufzeichnung gewählt. Angefangen damit, dass sich Geschichten viel leichter mündlich überliefern lassen als nüchterne Fakten. Und warum ist das so?
Der Punkt auf den ich hinaus will, ist die tiefere Verbindung, die eine Geschichte mit unseren fünf Körpern herstellt. Eine Statistik aus Zahlen und Fakten liefert nur Nahrung für unseren analytischen Geist, jedoch eine Geschichte geht viel weiter. Sie gelangt über die Sinne und berührt alle Körper vom grobstofflichen bis zum subtilsten.
Je nachdem in welchem Bewusstseinszustand sie geschrieben wurde, ermöglicht sie uns den Zugang bis zu unserem intuitiven Wissen, dem einzigen Wissen, das uns bis in unser Innerstes durchdringt.
Die Absicht der Yoga & Ayurveda Geschichten ist also nicht, dir eine Aufzählung an medizinischen Fakten vorzulegen, wie du sie in jedem Yoga & Ayurveda Handbuch finden kannst, sondern dir einen viel feineren Zugang zu diesen Wissenschaften zu verschaffen, einen den am Ende nur du allein finden kannst aber der dir das einzig wahre Verständnis geben wird, sodass du nicht einfach auswendig gelernte Behauptungen wiederholst, sondern jede deiner Zellen intuitiv verstehen wird und einfach EINS wird mit dem Wissen.
Teil 2 Ama und die Mungobohnenreinigung
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“Am Anfang einer jeden Reise steht die Leere”. Parvati schreckte aus dem Schlaf hoch. Seit einem Monat hatte sie zum ersten mal wieder die Stimme von Caraka in ihrem Kopf gehört. “Komme morgen Früh im Morgengrauen wieder zu meinem Lager am Waldrand, damit wir mit deiner Ausbildung fortfahren können.” Parvati wusste, dass sie darauf nichts antworten musste, denn die Entscheidung war schon gefallen.
Am nächsten Morgen erwartete sie Caraka wieder am gewohnten Platz unter dem Baum. Er hatte die Augen halb geschlossen und deutete nur stumm auf den Platz vor sich. Parvati setzte sich nieder und begab sich sogleich in Versenkung, um mit der Lehre zu beginnen. Sie war während dieses Monats schon viel tiefer in ihren Geist vorgedrungen und hatte mit Hilfe der spirituellen Eigenschaften Kurkumas ganz neue Seiten an sich erkannt. Sie fühlte sich schon viel vertrauter in ihrem inneren Raum.
“Lass uns gleich mit der heutigen Lektion beginnen.” Da war die Stimme Carakas wieder in ihrem Kopf. Diesmal erschreckte sie sich schon nicht mehr. “Kurkuma hat schon eine gute Arbeit in dir geleistet, doch bevor wir mit weiteren Substanzen arbeiten können, müssen wir dich erst einmal reinigen und entleeren. Fast jeder der zu dir kommt und Heilung sucht, sollte diese Reinigung durchführen, die ich dir heute zeigen will. Doch vorab musst du verstehen, was wir überhaupt reinigen und warum das notwendig ist.”
Als er das gesagt hatte wurde Parvatis innerer Beobachter wieder hinab in den Körper gezogen und bald fand sie sich mit der Sicht auf ihren Magen wieder. Eine neue Reise durch ihren Körper begann.
“Was ich dir zeigen will heißt Ama. Ama bedeutet soviel wie “ungekocht” und genau das ist es auch. Es sind Reste, die der Körper nicht verwerten kann und die so schwer sind, dass er sie auch nicht alleine ausstoßen kann. Bei einer starken und absolut gesunden Verdauung müsste der Körper eigentlich alle unverwertbaren Reste über den Stuhl und Urin ausscheiden, aber oft kommt es aufgrund verschiedener Faktoren dazu, dass der Darm nicht 100% in seiner Kraft ist und er nicht alles komplett entsorgen kann.
Diese Reste bleiben im Magen oder Darm liegen und beginnen zu faulen. Um sich zu schützen versucht der Körper diese liegen gebliebenen Reste so gut es geht aufzuspalten und schafft diese teilweise sogar giftigen Substanzen zu den “Mülldeponien” des Körpers. Dies sind alle Orte im Gewebe, an denen solcher “Müll” möglichst wenig stört. Oft sind das die Zellzwischenräume, gerade bei unserem Fettgewebe. Doch trotz der Arbeiten des Körpers, diese Reste aufzuspalten, gelingt es ihm oft trotzdem nicht vollständig und es bleibt immer noch ein Rest im Darm oder Magen liegen und beginnt zu faulen.”
Parvati konnte nun einen solchen Rest sehen und es war eindeutig, dass diese Fäulnis nichts Gutes für ihr System war. Diesmal handelte es sich um ein Stück altes Ziegenfleisch, dass sie vor ein paar Tagen gegessen hatte. Es roch erbärmlich nach faulen Eiern und sie ekelte sich sehr. Doch dann passierte etwas interessantes. Der Körper ließ diese Fäulnis nicht einfach so liegen, sonder sammelte Schleim darum und konnte den schädlichen Prozess fast gänzlich zum Erliegen bringen. Nun lag jedoch eine schleimige Masse in ihrem Darm, die sich sehr schwer bewegen ließ.
“Das ist Ama” sagte die Stimme von Caraka. “Ama beginnt mit unverdauter Nahrung in unserem Verdauungstrakt, aber es kann sich auch bis in die kleinsten Kanäle des Körpers verteilen, wenn es zu viel wird im Darm. Wenn Ama zu lange an einem Gewebe haftet, kann es zu Entzündungen und Gewebeschäden führen. Die Gifte sind immer noch aktiv, wenn auch nicht mehr so stark, wie vor dem Einschluss in den Schleim. Es ist daher wichtig Ama regelmäßig zu entfernen, sonst setzt es sich irgendwann an den Schwachstellen des Körpers fest. Das können bei einigen, die Gelenke sein oder bei anderen die Lungen oder wieder bei anderen die Bauchorgane.”
Parvati wurde richtig unruhig bei dem Anblick der schleimigen Masse in ihrem Darm und wollte sofort wissen, wie sie diese entfernen konnte.
“Es gibt verschiedene Methoden, um Ama zu entfernen. Ich möchte dir heute ein sehr einfache Art zeigen, die du und jeder deiner zukünftigen Patienten, allein von zuhause aus durchführen kann. Es handelt sich um die Reinigung mit Mungobohnen. Gekochte Mungobohnen, haben, mehr als alle anderen Hülsenfrüchte, die Eigenschaft Schleim an sich zu binden und ihn somit aus dem Körper hinaus zu befördern. Daher besteht diese Reinigung einfach daraus, über mehrere Tage ausschließlich Mungobohnensuppe zu essen. Ich erkläre dir nachher, wie du diese kochst. Die Anzahl der Tage hängt von der Schwere der Belastung durch Ama ab. Bei dir liegt nur sehr wenig Ama vor, also müssten 3 Tage ausreichen aber bei schwereren Fällen, die sich durch starke Verdauungsprobleme, Müdigkeit, Schwere im Körper, Depression und fauligen Körpergeruch kennzeichnen, sind auf jeden Fall 5 bis 7 Tage zu empfehlen. Danach sollte sich ein neues Gefühl der Leichtigkeit, ein gesunder Appetit und neue Vitalität eingestellt haben. Wenn nicht, sollte die Kur nach 1-2 Wochen wiederholt werden. Der eigene Stuhl ist der beste Hinweis, ob die Reinigung erfolgreich war oder ob weiterhin Ama vorliegt. Nach der Reinigung sollte der Stuhl leicht und gut geformt sein und im Wasser schwimmen. Er sollte nicht faulig riechen. Wenn diese nicht der Fall ist und er schmierig ist, schwer, im Wasser sinkt und faulig riecht, dann liegt immernoch Ama vor.”
Parvati war beeindruckt und konnte nicht glauben, dass eine so einfach Reinigung, diese ganze schleimige Masse entfernen können sollte.
“Wenn sich Ama schon stark ausgebreitet hat, dann muss eine stärkere Reinigung in Form einer Pancha Karma Kur durchgeführt werden. Diese Kuren dürfen aber nur in einer Klinik durchgeführt werden, da sie viel aufwendiger sind und bei falscher Ausführung, die Krankheiten noch verschlimmern können. Ein andermal erkläre ich dir, was so eine Kur beinhaltet.”
Parvati hatte von diesen Kliniken gehört. Ein Nachbar von ihr hatte einen schlimmen Ausschlag gehabt, der nicht weggehen wollte und er ging für einen Monat in so eine Klinik und war danach völlig geheilt. Alles mit absolut natürlichen Mitteln.
“Genau” sagte Caraka. “Das Pancha Karma System hat eine unglaubliche Kraft und holt Ama und jegliche Unreinheiten selbst aus dem Inneren der Zellen. Der Körper kann sich so vollkommen von alten Lasten befreien, was genauso auf der geistigen Ebene wirkt. Jede Art von unnötigem Ballast, sei es körperlich oder geistig, wird fallen gelassen. Aber auch die einfache Reinigung mit der Mungobohnensuppe hat schon große Auswirkungen.”
Parvati verstand jetzt, was er meinte, als Caraka gestern von der Leere am Anfang einer jeden Reise sprach. Man kann nichts Neues in sein Haus holen, bevor man nicht den alten Müll und Krempel entsorgt hat. Um etwas Neues zu beginnen, braucht es immer einen Moment der Leere.
“Sehr gut Parvati, du findest immer mehr Zugang zu deiner inneren Weisheit. Die körperliche Leere, die wir während einer Reinigung verursachen, konfrontiert uns immer auch mit einer geistigen Leere. Beobachte genau deine Gefühle und Gedanken während dieser Zeit. Sie werden dir viele Aufschlüsse über deine unbewussten Anteile geben.”
Parvati tauchte langsam wieder aus ihrer Versenkung auf. Caraka hatte schon ein Säckchen vor sie gelegt. “Hier hast du genügend Mungobohnen für deine Reinigung. Koche sie mit etwas Ghee, Ingwer, Kreuzkümmel, Salz und Pfeffer und der 6 fachen Menge Wasser. Die Bohnen kannst du für mehrere Tage vorkochen und dann kannst du täglich etwas frisch gekochtes Gemüse hinzufügen und ein paar frische Kräuter wie Petersilie oder Koriander. Du kannst von der Suppe so viel essen wie du magst, ohne dich zu sehr zu beschweren. Nimm außer der Suppe nur Wasser oder Kräuter/Gewürztee zu dir.”
Parvati stellte sich nun mental auf ihre bevorstehende Reinigung ein. Caraka zeigte ihr einige Yogaübungen, die ihr bei der Ausscheidung helfen und sie sollte wie gehabt jeden Tag in Versenkung gehen und sich diesmal ganz auf den Prozess der Reinigung und des Loslassens konzentrieren.
“Komme am Tag nach deiner Reinigung wieder zu mir.” sagte Caraka. “Dann können wir mit dem Aufbau deiner neuen Lebensgrundlage beginnen. Das Fundament deiner Zukunft.”
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